Einen Tag vor dem offiziellen Holocaustgedenktag, dem Tag der Befreiung des Lagers Auschwitz durch die Rote Armee im Jahr 1945, also vor 67 Jahren, ist es mal wieder Zeit sich Gedanken zu machen und die Frage zu stellen: Wie wird umgegangen mit der barbarischen Vergangenheit, nein vielmehr mit dem Ort der Sinnbild geworden ist für die rationalisierte, industrialisierte Menschenvernichtung? Es scheint, als ob das Lager Auschwitz zu einem Platz geworden ist, der sich einreiht in die Kette von Sehenswürdigkeiten die man eben besucht wenn man in der Nähe ist (oder wegen dem Klassenauflug gezwungen ist zu besuchen). Es ist ein Ort, der mit der ikonographierten Metapher alles zu beinhalten scheint und deshalb wie ein Schlüssel wirkt, aber das was zu bekommen ist „nur“ Stacheldraht, einige Gebäude und Ruinen meint. Es ist ein Ort der die Vergangenheit nicht greif- oder erklärbarer werden lässt. Es ist ein Ort und kein Abstraktum, ein Ort der schreit von Entmenschlichung und Barbarei und doch schweigt, ein Ort der einen Prozess und Handlungen beinhaltet und doch museal starr bleibt und schweigt. Die über ihre Erfahrungen erzählenden Überlebenden sind ein Versehen.
Es ist ein Ort in der Welt der in der Welt bleibt – und zum Spielplatz wird und allem wonach das menschliche Bedürfnis eben trachtet…
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Für Detlev Claussen löste sich der Ort Auschwitz auf – hinter einem sinnstiftendem Abstraktum: „Mit ‚Holocaust‘ aber war das Zauberwort gefunden, das Auschwitz verschwinden ließ. „ (von hier )
In Deutschland hat es seit jeher Konjunktur die Toten von Auschwitz mit den Toten von Stalingrad oder den Toten von Dresden zu nennen – als Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in einem sogenannten Jahrhundert der Extreme. Doch genau darin ist nicht nur eine Relativierung, sondern die Negation der industrialisierten Menschenvernichtung zu sehen. Das Leben innerhalb des Lagers wird dem Leben außerhalb des Lagers gleichgestellt, das allgegenwärtige Sterben im Lager als eine bloße Facette der Allgegenwart des Todes im Krieg dargestellt…
Jean Amery: „Da und dort wird vielleicht jemand einwenden, dass auch der Frontsoldat ständig vom Tode umfangen war und dass darum der Tod im Lager nicht eigentlich einen spezifischen Charakter und eine unvergleichliche Problematik hatte. Muss ich erst noch sagen, dass dieser Vergleich untauglich ist? Der Soldat starb den Helden – oder Opfertod: der Häftling den des Schlachtviehs. Der Soldat wurde ins Feuer getrieben, und sein Leben war nicht viel wert, das ist wahr, dennoch war ihm vom Staate nicht das Sterben verordnet, sondern das Überstehen. Des Häftlings letzte Pflicht aber war der Tod.“ (src)
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