„Pseudo-Aktivität ist generell der Versuch, inmitten einer durch und durch vermittelten und verhärteten Gesellschaft sich Enklaven der Unmitelbarkeit zu retten. Rationalisiert wird das damit, die kleine Veränderung sei eine Etappe auf dem langen Weg zu der des Ganzen. Das fatale Modell von Pseudo-Aktivität ist das »Do it yourself«, Mach es selber: Tätigkeiten, die, was längst mit den Mitteln der industriellen Produktion besser geleistet werden kann, nur um in den unfreien, in ihrer Spontaneität gelähmten Einzelnen die Zuversicht zu erwecken, auf sie käme es an.“ aus: Resignation (1969)
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10 Comments
naja, dieses „generell“ würde ich nun nicht unterschreiben. diy fördert (auch ganz bewusst) das soziale verhalten von gemeinsam produzierenden und gibt dem produkt oft eine individuelle note. „mit den mitteln der industriellen produktion“ kann eben nicht alles besser geleistet werden, das ist schon abhängig vom gewünschten ergebnis des produktes.
es heisst auch noch weiter:
ein hochbett selbst zu bauen, obwohl es teurer und aufwendiger ist als eines von ikea zu kaufen, hat sehr wohl einen sinn. dass adorno genau diesen sinn aber nicht denken kann (oder will), lässt ihn einmal mehr blöd dastehen. ich frage mich, warum die leute ihn immer noch lesen …
und wo du schon aus dem cee ieh zitierst. der cee ieh ist auch deswegen teilweise diy, weil es sich finanziell rechnet gegenüber der „industriellen produktion“. aber diesen aspekt handelt er gleich darauf ab:
ach nee.
ich bin kein adornorianer. aber die kritik an diy kann ich doch teilen, deine kritik daran nicht. adorno macht doch einschränkungen und sagt, dass technisch überflüssige maßnahmen bei mangel durchaus einen rationalen zweck erfüllen:
des weiteren würde ich behaupten, der cee ieh ist nicht
sondern produkt der beschränkten finanziellen mittel, weil es also gar nicht anders geht.
adorno schreibt über den versuch, etwas zu ändern. und dieser versuch sei die unmittelbare aktion, weil direkte (von meiner hand ausgeführte) aktion, die tat.
adorno übt kritik an der scheinbaren entsagung:
das conne island ist doch kein autonomes zentrum, sondern ein verhältnismässig hoch städtisch- und durch bezahlkultur finanziertes und zentrum. ich behaupte, es würde sehr wohl anders gehen.ich zitiere:
einen newsflyer könnten sie – wie tausende andere veranstaltungsorte – auch anders herausbringen. klar – ideologie für umme zu verteilen geht vielleicht nicht so einfach. aber das entscheiden immer noch die leute, die das geld im conne island verteilen. und davon ist schon einiges (mehr) da. ist doch nur eine frage von prioritäten und möglichkeiten. wäre der druck im zoro nicht möglich oder teurer, würden sie evtl. flyeralarm bemühen.
scheinbar, eben.
der knackpunkt sind die einfachen behauptungen (einer konstruierten linarität der produktion und des fortschritts, die es so nicht gibt):
was er nur nicht begründen kann.
Wenn sich Leute zusammenfinden, um für sich und einen gewissen Kreis an Leuten das Brot selbst zu backen, so hauptsächlich aus qualitativen, finanziellen und noch viel mehr sozialen Gründen. Wo wird da entsagt oder rückgebildet?
und das rekurrieren auf freuds triebziel – bitte?!
und er schreibt von einem „quasi rationalen“ zweck. na das hätte er mal erklären sollen.
ums nochmal mit meinen eignen worten auf den punkt zu bringen: die gesellschaft lässt sich durch diy sich nicht umfassend ändern, jeder versuch sich eine nische durch der eigene hände arbeit zu eröffnen bleibt stückwerk und eine schein-befreiung aus dem gemachten ganzen und wird an den ablaufenden prozessen nichts ändern. im gegenteil wird vieles von dem was ich durch meine hände arbeit (mühsam) schaffe durch industrie besser und schneller erledigt. der versuch durch diy gegen das kapitalisierte räderwerk aufzubegehren oder dieses dadurch zu zersetzen ist fragwürdig oder gar hinfällig.
zusammen brot backen kann zu einer sozialen erfahrung werden, und nach deiner beschreibung steht dabei eher das kollektive erlebnis im fokus als ein lebensmittel.
wie singen tocotronic so schön: „heim- und netzwerkerei stehlen dir deine schöne zeit“
wahrscheinlich ist die vereinigung von arbeit und lustvoller gestaltung der lebenszeit auch keines der freudschen triebziele 😉
achja: was deine bemerkung zur finanziellen lage des conne island angeht lässt sich dort vermutlich genau die „lustvolle gestaltung der lebenszeit“ finden, im gegensatz zu anderen einrichtungen in der stadt leipzig. aus einem aufruf zu einer demonstration am 15.12.2010 in leipzig gegen kürzungen im sozialen bereich für das Jahr 2011
während das island zur selben zeit bekanntgab:
„heim- und netzwerkerei“ sind ja gerade ein teil der organisierung, die immer auch etwas an den ablaufenden prozessen ändert. daß das nichts revolutionäres ist, ist klar. aber die idealismusbrille sollte man ja auch mal absetzen.
diese absolute sicht auf die verhältnisse, hopp oder topp, verkennt die darin wirklich ablaufenden vielen kleinen sozialen und politischen prozesse, die letztlich eine stetige (oder auch mal sprunghafte) veränderung bewirken oder zumindest die basis dafür bereiten. organisieren sich leute zum brotbacken und reflektieren diese organisierung bzw. begehen sie ganz bewusst auch mit politischem anspruch, so erwächst daraus das bewusstein für für bspw. basisdemokratische entscheidungspozesse, plannotwendigkeiten usw. usf.
politik wird nicht nur von oben gemacht, sondern ist in erster linie soziale organisation. und will man irgendwann mal eine wie auch immer geartete kommunistische gesellschaft, so muss dafür ja auch mal ein bewusstsein her. und das kommt nicht allein aus dem kapital-lesekreis.
das behaupten auch nur ein paar wenige verwirrte seelen. sowas wird doch nur ernstgenommen, weil’s einen prima pappkameraden hergibt.
Ich habe diesen Blog gerade mehr oder weniger zufällig entdeckt und wollte ursprünglich nur zwei debattenrelevante Links posten. Die Lektüre der obigen Kommentare veranlasst mich dann aber doch zu einer kurzen (Haha! Die Einleitung schreibt man eben doch immer zuletzt!), bissigen Schäumung.
tee schrieb:
Ich halte es für einigermaßen großspuring, Adorno an dieser Stelle die Fähigkeit zum Denken abzusprechen. War es nicht gerade die Kritische Theorie der Frankfurter Schule, die sich stets gegen abstrakte Negation und lineares, praktisch gefesseltes, sich selbst genügendes Denken ausgesprochen hat? Damit dürfte auch die Frage beantwortet sein, warum Adorno und andere Vertreter der Kritischen Theorie heute noch gelesen werden und warum man darüber froh sein sollte.
tee schrieb:
Es besteht beim selbstorganisierten Brotbacken insofern Rückbildungsgefahr, dass der widersinnige Charakter der Sache evtl. nicht hinreichend reflektiert wird. Das bedeutet keineswegs, das man sein Brot nicht selber backen soll. Dies sollte aber mit kritischem Bewusstsein geschehen. Und dieses muss eben über die Binsenweisheit, dass man damit im wesentlichen nichts am kapitalistischen System ändert, hinausgehen. Man muss sich darüber klar werden, inwiefern man in seiner eigenen Praxis innerhalb dieses Systems funktioniert und warum man mittels dieser Praxis eben – trotz tatsächlich subversiver Elemente – nicht aus jenem herausfällt, es womöglich gar befördert. Dabei muss man permanent gegen sich selbst denken, um das Funktionieren der eigenen „Alternative“ nicht zu verklären und sich blind gegen eine gesamtgesellschaftliche Utopie vom Luxus für alle ohne Arbeit zu machen, schlussendlich den Produktionsapparat lediglich zu beliefern.
Wenn wir aus finanziellen Gründen unser eigenes Brot backen, sind wir offenbar von Armut betroffen, befinden uns also in einem Zwangsverhältnis. Wenn wir unser Brot aus Qualitätsgründen selbst backen, erlaubt der gesamtgesellschaftliche Produktionsprozess diese Qualität offenbar nicht. Erlauben würde er sie, wenn wir nicht von Armut betroffen wären oder die Produktionsmittel sinnvoll vergesellschaftet wären. Wir sollten also während das Brot im Backofen liegt, zwei Dinge nicht vergessen: Zum einen die realpolitische Forderung nach „mehr Kohle“, nach Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums und nach demokratischer Mitbestimmung im Produktionsprozess. Zum anderen – und das ist wichtiger – den Anspruch, die Verhältnisse zu überwinden, die uns dazu zwingen, unser Brot selbst Backen zu müssen. Es geht dabei nicht um die Abschaffung der Möglichkeit von DIY-Brot, sondern, im Gegenteil, genau darum diese Möglichkeit als ebensolche – im Gegensatz zum Zwang stehende – einzufordern.
Der Versuch, das DIY-Brotbacken im Hier uns Jetzt damit zu retten, dass es dabei vor allem um soziale Gründe gehe, ist doch mindestens problematisch. Diese Argumentation blamiert sich bzw. ihr Ziel nämlich schon an ihrer eigenen Formulierung: dem „noch“, dem „viel mehr“, schlussendlich dem „nicht nur“. Darin wird doch bereits die Erkenntnis, dass es sich eigentlich um ein Krisenphänomen handelt, impliziert. Das heißt wiederum nicht, dass in diesem Prozess nicht auch reale Freude, reale Freiheit und Erkenntnis angelegt sind. Diese Dinge stellen sich dabei aber als Nebenwirkungen des eigentlichen Prozesses dar, die – wie selbst beim schlechtesten Medikament – keineswegs eintreten müssen. Und wenn sie eintreten müssen, weil die Akteur_innen die Krisenhaftigkeit ihrer eigenen Praxis aus Reflexionsverweigerung heraus nicht erkennen und anerkennen wollen, wandelt sich das ganze zum doppelten Zwangsverhältnis. Dieses Problem der zwanghaften Harmoniestrategie kennt wohl fast jede_r, die/_/der einmal längere Zeit in einem linksalternativen Hausprojekt verbracht hat.
tee schrieb:
Wie dem auch sei, diese Vereinigung – ich meine damit Identität – wäre doch Selbstbetrug.
tee schreib:
Adorno war Materialist und Dialektiker. Das was du hier als „Idealismusbrille“ bezeichnest scheint mir nichts weiter als Utopievergessenheit aus Mangel an dialektischem Denken zu sein.
tee schrieb:
Aber womöglich primär daher – und mit weitaus weniger Sicherheit aus dem kollektiven Brotbacken.
Ok, hier noch zwei Links, die für die Debatte von Belang sind:
„Do not DIY“ bei iheartdigitallife.de
„Lektüreseminar: Theodor W. Adorno – Marginalien zu Theorie und Praxis“ bei bildungskollektiv.blogsport.de
letzten tage nicht online gewesen. deswegen erst jetzt deinen kommentar freigegeben.
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[…] Mach es selber… 5. Februar 2011 in Kritik und Lesen „Pseudo-Aktivität ist generell der Versuch, inmitten einer durch und durch vermittelten und verhärteten Gesellschaft sich Enklaven der Unmitelbarkeit zu retten. Rationalisiert wird das damit, die kleine Veränderung sei eine Etappe auf dem langen Weg zu der des Ganzen. Das fatale Modell von Pseudo-Aktivität ist das »Do it yourself«, Mach es selber: Tätigkeiten, die, was längst mit den Mitteln der industriellen Produktion besser geleistet werden kann, nur um in den unfreien, in ihrer Spontaneität gelähmten Einzelnen die Zuversicht zu erwecken, auf sie käme es an.“ Theodor W. Adorno: Resignation (1969), hier zu finden. Via: Im Kopf Lokalisation […]